Forschungsprojekt Bagno
Im Auftrag der Stadt Steinfurt im Rahmen der Regionale 2004 gefördert mit Mitteln des Landes NRW
Das Bagno ist eine bedeutende historische Gartenanlage im Münsterland. Es liegt im Gebiet der Stadt Steinfurt zwischen den beiden Ortsteilen Burgsteinfurt und Borghorst. Die zum Schloß Burgsteinfurt gehörende Gartenanlage hatte ihre Hochphase zwischen 1765 und 1800, zunächst mit einer barocken, dann mit einer landschaftlichen Ausprägung nach den Kriterien des englischen Landschaftsgartens. In der vergleichsweise kurzen Phase entstanden in einem rund 120 ha großen Gebiet eine bunte Vielzahl zeitgenössischer Parkelemente vom Bagnosee mit Ruineninsel bis zu diversen Staffagen mit Applikationen aus verschiedenen Ländern. Initiator war der Graf Karl Paul Ernst von Bentheim-Steinfurt, fortgesetzt wurde dies von seinen Nachkommen. Dieser Garten kann durchaus als Vorläufer späterer Schaugärten und heutiger Vergnügungsparks im Sinne eines Disneylands begriffen werden.
Ab 1806 verfiel der Park zusehends, die meisten Bauwerke und Gestaltungselemente verschwinden mit der Zeit, das gesamte Gebiet wird zu einem eher forstwirtschaftlich geprägten Areal. Nur noch wenige Elemente erinnern heute an die große Zeit dieses bedeutenden Gartendenkmals. Dazu zählt vor allem der 1995 aufwendig restaurierte Konzertsaal aus der Barockzeit. Die Besonderheit eines freistehenden Konzertsaals ist seit einigen Jahren mit einem anspruchsvollen Konzertprogramm zu erleben, organisiert durch eine örtliche Initiative. Außerdem gibt es seit mehr als 50 Jahren im Bagno-Gebiet einen 9 Loch Golfplatz, der heute gut in die Gesamtfläche integriert ist und wesentlich dazu beigetragen hat, daß etwas von der Offenheit einer Parkanlage englischen Stils erhalten geblieben ist.
Zusammen mit angrenzenden Flächen gibt es heute ein über 500 ha großes Waldgebiet. Mehr oder weniger zusammenhängende Laubwaldbeständen dieser Größenordnung sind im insgesamt waldarmen landwirtschaftlich geprägten Münsterland selten. Der zentrale Bereich des Bagnos um den Bagnosee ist für die Naherholung immer noch sehr gut erschlossen und hat lokal wie regional eine große Anziehungskraft für Tagesbesucher.
Aus ökologischer Sicht sind die verhältnismäßig naturnahen Buchen- und Eichen-Hainbuchenwaldbestände von besonderer Bedeutung. Aus Naturschutzsicht noch wesentlich bemerkenswerter sind allerdings große Fledermausvorkommen im Bagno. Insgesamt 13 von 18 in NRW heimischen Fledermausarten konnten hier nachgewiesen werden, die meisten davon haben im Bagno auch ihre Winterquartiere. Das Vorkommen alter Kulturrelikte wie Stollen und Eiskeller spielen hierbei eine große Rolle, aber auch die vielfältige Biotopstruktur, die neben den großen Waldflächen mit zahlreichen Wasserflächen, offenen Wiesen- und Rasenflächen eines integrierten Golfplatzes und angrenzende landwirtschaftliche Nutzflächen aufweist. Hinzu kommt die naturnahe Ausprägung der Steinfurter Aa im Gebiet, ein frei mäandrierender Flachlandfluß mit Auwaldresten.
Die Stadt und der Kreis Steinfurt sehen in dem Bagno ein großes Entwicklungspotential zur Steigerung der Attraktivität der Stadt und der Region, druchaus auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Aus diesem Grund könnte dies zu einem der Schlüsselprojekte der für das Jahr 2004 geplanten Regionale „Beidseits der Ems“ in NRW werden.
An das Fachgebiet Entwerfen und Freiraumplanung wurde der Auftrag erteilt für das zentrale Gebiet des Bagnos ein Leitbild für die zukünftige Entwicklung zu entwerfen und mit allen beteiligten Institutionen abzustimmen.
Ziel des Leitbildes ist die Profilierung des Bagnos auf der Basis seiner kulturellen Vergangenheit, seiner hohen ökologischen Bedeutung und seiner vielfältigen Chancen für Tourismus und Naherholung. Das Leitbild baut auf sehr umfassenden gartendenkmalpflegerischen und ökologischen Gutachten auf. Es schließt auch wirtschaftliche Aspekte im Sinne von Rentabilitätsbetrachtungen zukünftiger Nutzungen ein.
Ein wesentlicher Punkt wird die Abstimmung des entwickelten Leitbildes mit den verschiedenen Grundeigentümern insbesondere dem Fürstenhaus, der Stadt, dem Kreis, der Regionale, dem behördlichen wie freien Naturschutz und dem Denkmalschutz sein.
Auf der Basis des Gutachtens, daß Ende 2001 fertiggestellt wurde, sollen tragfähige Entwicklungsperspektiven im Rahmen der Regionale landschaftsarchitektonische und architektonische Gestaltungswettbewerbe für Teilflächen ausgelobt werden.